Teil meines Bachelorstudiums war ein Praktikum, das ich bei einem großen Hamburger Verlag absolviert habe. Auch wenn ich in der Zeit für mich selber erkannte, dass ein klassischer Bürojob im Marketing nicht ganz das ist, was mich persönlich glücklich macht, habe ich aus dieser Zeit viel mitgenommen. Unteranderem habe ich dank einer großer Portion Mut einige spannende Menschen kennenlernen können. Eines Tages habe ich so der Grafikdesignerin Eva eine Mail geschrieben und gefragt, ob sie Lust hätte mal mit mir Mittagessen zu gehen. Sie hat ja gesagt und viele wunderbare Lunchtermine folgten auf unser Kennenlernen.
In der vergangenen Woche habe ich Eva mal wieder getroffen – dieses Mal auf einen Kaffee im Milch Feinkost, um mit ihr über ihr Leben und ihre Arbeit zu reden. Eva hat mich damals schon so sehr fasziniert, weil ihre kreative Ader, die sie als Grafikleitung bei dem Flow Magazin auslebt, mich selbst immer wieder unheimlich inspiriert.
Du bist Graphikdesignerin – wolltest du das schon seit jeher werden?
Schon immer habe ich zwischen Architektur und Grafikdesign geschwankt. Ich habe gerne gemalt und gezeichnet, aber mochte irgendwie auch das Dreidimensionale. Also habe ich mich für eine Art Mittelweg entschieden und in Wiesbaden Innenarchitektur studiert. Das Studium hat mir super Spaß gemacht und war sehr frei. Es war ein guter Mix aus Design und Architektur. Ich konnte z.B. auch Foto- und Typografiekurse bei den Grafikern belegen. Gleichzeitig hatte ich immer schon eine große Vorliebe für Magazine und Papier. Bereits als Kind habe ich für meine Freundinnen Zeitschriften gestaltet, Comics gezeichnet und die dann in der Klasse verteilt. In meiner Diplomarbeit habe ich einen Messestand für das niederländische Interior-Magazin FRAME entworfen.
Als ich gegen Ende des Studiums in Architekturbüros gearbeitet habe, habe ich gemerkt, dass das Entwerfen in der Realität nicht mehr ganz so kreativ und verrückt ist, sondern viel eher langweiliger Alltag. Die Idee, bei einem Magazin zu arbeiten, spukte mir wieder im Kopf herum und so habe ich mich kurzerhand für ein Praktikum bei Living at Home beworben. Ich dachte, wenn ich das mit dem Editorial Design ausprobiere, dann schon bei einem Wohnmagazin. Ich hatte großes Glück und wurde genommen und dieses Praktikum war mein absolutes Aha-Erlebnis: Ich wusste nun, was ich machen will. Ich habe mein Studium abgeschlossen und konnte direkt danach in der Redaktion als Layouterin anfangen. Auch tat mir gut, dass ich aus Süddeutschland rauskam, ganz alleine nach Hamburg – einer wundervollen Stadt.
Vor drei Jahren haben wir dann zum ersten Mal Flow herausgebracht, als Lizenz eines in Holland sehr erfolgreichen Achtsamkeits-Magazins. So etwas gab es in Deutschland bisher noch nicht, das Heft steckt neben dem Mindfulness-Aspekt voller kreativer Ideen und Papiergeschenken. Ich war gleich hin und weg von der ganzen Aufmachung. Das erste Heft kam supergut an, also haben wir weiter gemacht und im ersten Jahr vier Ausgaben herausgebracht. Mittlerweile sind wir bei acht Heften pro Jahr und realisieren auch viele Sonderhefte z.B. zu den Themen Lesen, Mindfulness und Ferien oder machen ein ganzes Food Special.
Was inspiriert dich bei deiner Arbeit?
Erstmal finde ich sehr inspirierend, was du auch machst: Reisen, in Cafés und Läden gehen, einfach mit offenen Augen durch die Welt laufen. Eine meiner Lieblingsstädte ist Porto und dort gibt es z.B. überall diese schönen alten gemusterten Fliesen. Ich liebe solche Patterns – gleich eine Inspiration für ein Muster in der nächsten Flow.
Welche Illustratoren magst du besonders gerne?
Bei den Heften, die du machst, geht es ja viel um Achtsamkeit und ich habe in letzter Zeit immer wieder gemerkt, dass auch Minimalismus ein sehr präsentes Thema in der schnelllebigen Zeit ist. Setzt du als Privatperson auch um, was ihr im Heft diesbezüglich empfehlt?
Ich versuche es. Das ist ja auch so ein wenig das Thema unserer Zeit. An sich bin ich ein sehr ungeduldiger Mensch und möchte immer alles perfekt machen. Deswegen versuche ich echt entspannter zu werden – nicht zu perfektionistisch.
Wenn ich manchmal an einem Layout bei Flow herumdoktere, kommt mir immer gern der entspannte Spruch unserer holländischen Kollegen in den Sinn: „Hey it’s okay – it’s Flow!“. Das finde ich ist diesbezüglich ein guter Gedanke: Lass es so sein, es ist echt okay – man sollte manche Sachen einfach nicht zu überernst nehmen.
Wo bist du gerne in Hamburg?
Meine Lieblingsecke ist die Bellealliancestraße/Weidenallee, da bin ich oft und gerne, viele Freunde von mir wohnen dort. Ich mag die kleinen Shops und Bars in dem Viertel, zwischen Schanze und Eimsbüttel. Dort trifft man mich öfter bei einem Feierabenddrink.
Du hast erzählt, dass dich auch das Thema Reisen inspiriert – was sind deine Lieblingsreiseorte und was steht noch auf deiner „Bucketlist“?
Weil ich gerne Wellen reite, steht auf meiner Bucketlist definitiv auch Australien. Bis jetzt hat mich davon abgehalten, dass ich nicht so super gerne lange fliege. Auch Indonesien ist deswegen noch auf meiner Liste. Ansonsten mag ich aber auch Städte sehr gerne, die eine Kreativ-Szene zum Entdecken haben. Mein Geheimtipp momentan ist wie schon gesagt Porto. Das ist eine sehr quirlige, künstlerische Stadt mit hübschen preiswerten Airbnb-Apartments, die oft unterschätzt wird neben Lissabon & Co.
Miami ist übrigens meine absolute Lieblingsstadt. Ich liebe die pastellige, eiscremefarbene Architektur im Art-Deco-Viertel und die verrückten Leute in South Beach.
Meine letzte Frage und gleichzeitig meine Lieblingsfrage: Gibt es etwas, dass du in deinem Leben gelernt hast und dass du anderen gerne mitgeben würdest? Eine Weisheit oder eine Erkenntnis beispielsweise?
Ich glaube, dass, wenn man das macht, worauf man Lust hat und das man wirklich liebt, dann ist man darin auch richtig gut. Das ist meist ein Selbstläufer. Man muss sich nur trauen, auch dafür zu kämpfen. „Out of the comfortzone“ zu gehen, es sich nicht zu gemütlich machen im Altbekannten, sondern mutig und offen sein gegenüber Neuem, auch wenn das erstmal ungemütlich ist und vielleicht nervt. Ich zum Beispiel habe vor manchen Sachen auch Angst, das Alleinreisen z.B., aber ich mache es dann trotzdem. Einfach weil ich weiß, es bringt mir total viel und – es wird am Ende toll werden. Es ist vielleicht kurz komisch, ich fühle mich erstmal alleine… Aber letzten Endes sind das die Sachen, die dich weiterbringen.
Danke dir für das tolle Gespräch – hätte ich damals bei meinem Praktikum mich wohl nicht aus meiner Komfortzone bewegt und dich angesprochen, dann wäre dieses Interview wohl niemals entstanden!
Tolles Interview und so schöne Bilder mal wieder 🙂
Mehr Mut also…ja das kann ich zur Zeit gebrauchen ^^
schönes Blog!!