Für Sey Coffee muss man in den Stadtteil Bushwick. Man „muss“, weil in diesem Café vielleicht genau das wartet, wovon man bei Brooklyn träumt: Ein entspannter Ort an dem eine ganz eigene Gelassenheit strahlt. Eine Ausstrahlung, die cool und ansteckend ist, aber gleichzeitig nicht auf einen lungert. Und das in einer Umgebung, die nicht vollendet wirkt, aber genau damit fest für etwas steht und einen auf neue Ideen bringt. Und wenn man nicht genau danach gesucht hat, so wird man bei Sey nach der Recherche zumindest mit einem exzellenten Kaffee verwöhnt.
Keine 200 Meter läuft man von der U-Bahnstation Morgan Avenue durch ruhige Straße, an alten Fabrikgebäuden und besprühten Bauzäunen entlang, bis man vor dem mit gelben Backstein ummauerten Garagentor steht. Hinter diesem befindet sich das Café der nordisch-inspirierten Rösterei Sey Coffee. In der großen Halle könnte auch eines der Feuerwehrautos mit den besonders lauten amerikanischen Sirenen parken. Stattdessen steht hier ein langer Tresen, auf dem eine Espressomaschine und mehre Kaffeemühlen thronen. Der graue Boden des Raumes ist mit Beton gegossen. Pflanzen ranken von einem Wandvorsprung entlang des Eingangs. Und der luftige Innenbereich scheint mit Leitungen voll kreativ-schaffender Energie verlegt zu sein.
Dem Kaffeerösten widmeten sich die zwei Gründer, Tobin Polk und Lance Schnorenberg, schon vor der Eröffnung von Sey Coffee im Jahr 2017. Damals rösteten sie noch in einem Loft ein paar Häuser weiter, als Lofted Coffee. Später legten sie diesen Namen wegen eines Rechtsstreits ab.
Von Joanna Alm, Mitinhaberin der Stockholmer Rösterei Drop Coffee, lernten Tobin und Lance einiges über die Röstkunst. So steht der Sey Kaffee heutzutage in New York besonders für helle und klare Geschmacksprofile. Um diese zu erreichen, kommen hier vor allem Single Origins in die Rösttrommel. Solche Bohnen also, die aus einem einzigen Anbaugebiet stammen. Das unterscheidet sie von sogenannten Blends – Mischungen aus Bohnen mit unterschiedlichen Herkünften. Neben ihren eigenen Kaffees bietet Sey auch Kaffee von Gaströstern an. Sie wechseln durch und stammen meistens von Röstereien aus dem skandinavischen Raum, wie Coffee Collective, Drop Coffee oder April Coffee.
Anders als der neue Name „Sey Coffee“ vielleicht vermuten lässt, soll er nicht auf sprachlichen Umwegen etwas „sagen“. Er soll ein „Ja“ rufen, rückwärts geschrieben. Positiv sind auch die vielen natürlichen Materialien in der Einrichtung. Auf einem Holztablett wird zum Beispiel das Espressogetränk serviert. Dazu gibt es ein Mineralwasser – in einem richtigen Glas. Ein schöner Kontrast zum amerikanischen Alltag, in dem man mit Plastikbesteck nur so überladen wird. Natürlichkeit in Form von Licht kommt an warmen Tagen außerdem durch die Ladenfront. Das Garagentor wird dann einfach hochgezogen.
Sey Coffee
18 Grattan St
Brooklyn, NY 11206