Aus jeder Stadt, die ich bereise, bringe ich Erinnerungen an einen Lieblingsort mit. Einen Ort, der sich ganz besonders in meinem Herz verankert hat. Meistens ist es der, den ich am häufigsten besucht habe und immer hat er etwas Einzigartiges an sich – eine ganz besondere Atmosphäre. Wenn ich dann weiter reise oder wieder in Hamburg bin, weiß ich: Würde ich zurückkommen, dann sieht man mich hier als Erstes wieder!
Das Café, das in Melbourne dieser Lieblingsort für mich ist, möchte ich euch heute vorstellen. Es heißt Plug Nickel und befindet sich Nahe dem Szenenviertel Fitzroy – im Stadtteil Collingwood. Der Innenbereich des Cafés besteht aus einem kleinen Raum mit ein paar wenigen Sitzmöglichkeiten. Dank zwei großer Fenster ist dieser meist lichtdurchflutet. Auch vor dem Café, gibt es einige Plätze. Wer nur etwas zum Mitnehmen habe möchte, bekommt seine Bestellungen direkt durch ein Fenster auf die Straße gereicht.
Sitzen zu bleiben und einen Moment zu verweilen lohnt sich meiner Meinung nach hier aber sehr. Dabei kann man nämlich noch viel besser die kleinen Details beobachten – wie den Regenbogen auf dem Tresen, der erscheint, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel durch die Fenster fällt. Außerdem lässt sich so viel besser der erstklassige Kaffee genießen, den es hier gibt. Er stammt von der Rösterei Ona Coffee aus Canberra. Im Sommer gehen bei Plug Nickel besonders häufig auch kalte Kaffeespezialitäten über den Tresen. Neben dem kalt gestellten Cold brew (kalt aufgegossener Kaffee) kommt aus den Zapfhähnen an der Wand des Cafés kohlensäurehaltiger Cascara Tee (ein Tee gemacht aus der Kaffeekirsche) und auch eine sprudelnde Variante des Cold brews.
Vielleicht ist auch die nette Begegnung, die ich im Plug Nickel hatte, nicht ganz unschuldig an meiner Begeisterung für dieses Café. Als ich nämlich bei meinem ersten Besuch gerade den Tresen des Ladens fotografierte, klopfte jemand wild an die Fensterscheibe. Es dauerte einen Moment, bis ich verstand, dass ich gemeint war. Ein junger Typ zeigte aufgeregt auf mein T-Shirt und fragte „Do you work there?“. Ich trug an dem Tag ein Souvenir von meiner letzten Lissabonreise: ein T-Shirt von den Fabrica Coffee Roasters. Lachend erklärte ich dem freundlich grinsenden Mann, was es damit auf sich hatte. Gaston, so war sein Name, erzählte, dass er auch gerade letzten Sommer die portugiesische Rösterei besucht hatte und so kamen wir ins Gespräch.
Zu meiner Freude war der eben noch fremde Typ ein kreativer Gleichgesinnter: ein in Melbourne lebender Lettering-Künstler mit einer Begeisterung für guten Kaffee. Freiberuflich verschönert Gaston die Kreidetafeln der Restaurants seiner Stadt, entwirft Designs für Bierflaschen oder bemalt ganze Fensterscheiben und Wände mit lebendigen Buchstaben. Seine Lieblingsfarbe – das merkt man schnell, wenn man ihm auf Instagram folgt oder seine Webseite besucht: Gelb.
Als ich anfing ihn nach weiteren Cafétipps zu fragen, half er mir zwar bereitwillig, aber ergänzte schnell, dass ich bereits im besten Café gelandet war. Das Plug Nickel sei sein absoluter Favorit. „Ich liebe es hier draußen meinen Kaffee zu genießen, wenn das Licht so schön durch die Bäume fällt“, höre ich ihn heute noch sagen.
Stunden später wusste ich genau, was er meinte. Mittlerweile hatte mir der Künstler zwei „Fräulein Anker“-Letterings in mein Notizbuch gezeichnet, wir einen zweiten Kaffee zusammen getrunken und ich einige Bilder und Videos (mehr dazu ganz bald) vom Café gemacht.
Bei einem weiteren Besuch im Plug Nickel traf ich Gaston zufällig wieder und verabschiedete mich, mit dem Versprechen die Augen aufzuhalten – nach ein paar Kreidetafeln oder anderen Aufträgen. Damit wir uns irgendwann mal wieder in Europa auf einen Kaffee treffen. Aber auch das schöne Café möchte ich gerne wieder sehen. Es steht ganz oben auf meiner Liste, wenn ich mal wieder nach Melbourne reisen sollte.
Plug Nickel
7 Peel St
Collingwood VIC 3066