Auf einen Kaffee mit Markus Deibler luicellas Eisdiele

 

Wegen dem Sport ist der ehemalige Profischwimmer Markus Deibler vor einigen Jahren nach Hamburg gekommen. Aus dem Schwimmen hat sich der ehemalige Weltmeister jedoch mittlerweile zurückgezogen, denn 2013 hat Markus mit einer Freundin, Luisa Mentele, die Eisdiele Luicella’s gegründet. Luisa, deren Spitzname Luicella ist, hat eine große Leidenschaft für Italien und Markus ist mit Herzblut Gründer und Geschäftsmann. Ihren ersten Laden eröffnete das Duo 2013 auf St. Paul in der Detlev-Bremer-Straße, der Zweite folgte dieses Jahr in der Langen Reihe. Während in der Luicella’s Eisdiele auf St. Pauli vor ein paar Wochen wieder das Pop up Café Tørnqvist eingezogen ist (ihr erinnert euch vielleicht noch an meinen Bericht vom letzten Jahr), haben sich Markus und sein Team ein neues Konzept für den zweiten Laden überlegt. Süße, aber auch salzige, Porridgekreationen stehen dort nun im Vordergrund. Wie der Profischwimmer zu seiner Leidenschaft fürs Eis gefunden hat und was er vom Gründen und Schwimmen fürs Leben gelernt hat, darüber habe ich mit ihm letzte Woche bei einem Kaffee und einer Schüssel Porridge gesprochen.

 

Luicellas Eisdiele Hamburg Porridge

 

Ihr seid ja ein junges Team hinter Luicella’s, wie ist es dazu gekommen und was habt ihr vorher gemacht?

Ich war vorher Profisportler und bin eigentlich aufgrund des Schwimmens nach Hamburg gekommen. Luisa, mit der ich gegründet habe, kenne ich schon neun Jahre. Sie hat vorher etwas mit Medien studiert und bei einem Auslandssemester in Italien ihre Begeisterung für Eisdielen entdeckt. Als Luisa nach dem halben Jahr zurückkam, war sie überzeugt davon, dass man in der Szene der Hamburger Eisdielen etwas Neues starten sollte – so inspiriert war sie von den coolen Eisdielen im Ausland. Ich selbst fand Selbstständigkeit schon immer sehr spannend. Luisa hat mich mit ihrer Idee deshalb schnell angesteckt.

Im September 2012 ist sie wieder gekommen und im Januar 2013 hatten wir den ersten Laden auf St. Pauli angemietet. Das ging damals alles sehr schnell. Im April 2013 haben wir dann schon aufgemacht und seit dem läuft das Ganze hier. Dieses Jahr im März folgte der zweite Laden in der Langen Reihe. Und weil dieser Laden so schön ist und viele Sitzplätze bietet, haben wir uns überlegt ein cooles neues Produkt anzubieten, das wir ebenfalls selber machen können. Bei unserem Eis war es uns von Anfang an wichtig, so natürlich wie möglich zu produzieren. Wir nutzen also keine Konservierungsstoffe, keine Farbstoffe und keine Geschmacksverstärker. Bei dem Produkt, das wir uns für den Winter überlegt haben, wollten wir genau so vorgehen. Das Standardding als Eisdiele für den Winter wären zwar Waffeln gewesen, aber wir wollten gerne mal etwas Neues ausprobieren. Dabei ist die Idee mit dem Porridge entstanden. Das ist gesund und man kann da echt gute Sachen raus machen, also verschiedene Kreationen, ähnlich wie beim Eis.

 

Auch mit der Vermietung eures Ladens auf St Pauli an das Pop up Café rnqvist seid ihr ja sehr offen für Neues gewesen. Woher kommt denn die Begeisterung für solche Ideen – liegt es einfach daran, dass ihr so ein junges Team seid, oder steckt da mehr dahinter?

Ja, der Mut zu neuen Ideen – oder auch so ein bisschen der Zwang zu neuen Ideen… Das kommt wohl daher, dass wir glauben, wenn wir keine neuen Ideen hätten und es so machen würden wie hundert Leute zuvor, dann könnten wir es auch direkt sein lassen. Das wäre uns einfach zu langweilig.

Zu uns auf St. Pauli passt Linus z.B. auch einfach ziemlich gut. Der liebt seinen Kaffee und macht da übel die Wissenschaft raus, denn er will so guten Kaffee zubereiten, wie es nur geht. Seinen Filterkaffee wiegt er auf das Gramm genau ab, und wenn es zu viel ist, dann nimmt er halt einen viertel Teelöffel wieder raus (lacht). Linus hat halt mega Bock, auf das was er macht, kennt sich super aus und macht richtig qualitativ guten Kaffee. So jemand lassen wir gerne in den Laden, um diesem im Winter zu beleben. Uns ist dabei einfach wichtig gewesen, dass es passt und das tut es sehr! Dass Linus und ich uns kennengelernt haben, war auch eher ein Zufall. Ein Kumpel von mir hat ihn auf einem Geburtstag getroffen und Linus hat erzählt, dass er nach einem Laden für den Winter sucht, weil es dann zu kalt ist, um aus seinem VW-Bus Kaffee zu verkaufen. Und jetzt hier auf der Langen Reihe fanden wir die Idee mit dem Porige einfach cool. Gerade weil unsere Hauptumsatzzeit im Sommer ist, können wir nun im Winter noch befreiter etwas Neues ausprobieren.

 

Auf einen Kaffee mit Markus Luicellas Hamburg Porridge

 

Eure zwei Läden unterscheiden sich ja sehr. Der auf der Langen Reihe ist mit vielen Illustrationen verziert und der auf St. Pauli kommt eher klassisch daher – ist dieser Unterschied gewollt?

Der Laden auf St. Pauli war einfach von Anfang an ein Raum mit sehr viel Charme (ein Altbau mit hoher Decke), da haben wir uns dann auch bei der Einrichtung des Ladens dran gehalten. Und auf St. Pauli haben wir auch die Produktion, da ist viel weniger Platz z.B. für einen großen Sitzbereich, so wie es ihn hier gibt. Auf der Langen Reihe hingegen mussten wir einiges verändern. Den Boden rausreißen und einiges neu gestalten. Deswegen ist es auch ein wenig moderner geworden und ja, wir haben viel mit der befreundeten Illustratorin gemacht, die auch unser Logo gestaltet hat. Außerdem mussten wir uns natürlich fragen, was überhaupt in die Lange Reihe passt. An das Baukastenprinzip glauben wir hinsichtlich unserer Läden nämlich nicht. Man muss sich da auch an den Stadtteil und die Leute anpassen.

 

Momentan seid ja noch ein reines Hamburger Unternehmen, habt ihr vor demnächst auch in eine andere Stadt mit eurem Konzept zu gehen? Irgendwo einen dritten Laden auf zu machen?

Also ausschließen möchte ich es nicht auch mal wo anders hinzu gehen, aber im Moment planen tun wir so etwas nicht. Aber ja ein dritter Laden… Wir suchen nicht konkret, aber wir haben schon Bock nächstes Jahr noch mal einen dritten Laden aufzumachen. Wir haben aber keinen Zwang. Wenn wir also keinen schönen Laden finden, dann eben nicht. Wir haben ja keinen Investor im Hintergrund der uns dazu zwingt jedes Jahr zwei Läden aufzumachen, wir entscheiden das Selbst. Ich habe zwar auch Spaß daran zu wachsen – das ist halt unser Baby, das sieht man gerne größer werden. Gerade wenn man Leute sieht, die das was man produziert lecker finden, dann ist das einfach ein cooles Gefühl und motiviert sehr.

 

Was ist denn dein persönliches Lieblingseis?

(Lacht.) Ja das werde ich oft gefragt… Vor einem halben Jahr hätte ich Milchreis gesagt, aber das ändert sich tatsächlich auch immer wieder. Wir haben zwar irgendwann aufgehört zu zählen, wie viele Eissorten wir haben, aber es müssten mittlerweile über 400 Sorten sein. Eine große Auswahl also für nur ein Lieblingseis. Eissorten, die für mich aber immer wieder gehen, sind auf jeden Fall Karamellsalz und Schoko-Deluxe (ein sehr dunkles Schokoladeneis mit einem relativ hohen Kakaoanteil).

 

Und bei dem Porige? Hast du dich da auch schon komplett durchprobiert?

Ja! Da finde ich das Schokospokus-Porridge mit Banane ziemlich geil, das ist mein Favorit.

 

Luicellas Eisdiele Hamburg Winterzeit ist Porridgezeit

 

 

Gibt es noch irgendetwas, das du meinen Lesern mitgeben könntest? Vielleicht von der Gründungszeit von Luicella’s oder aber auch vom Schwimmen?

Hmmm, also vom Schwimmen auf jeden Fall Durchhaltevermögen und Ehrgeiz zu haben. Und vom Gründen, vielleicht, dass ich gelernt habe mit Problemen und Rückschlägen umzugehen. Davon hatten wir nämlich auch schon eine Menge. Gerade wenn man alles selber macht, vor allem die Produktion (und dabei am liebsten jeden Tag alle Sorten wechseln möchte), dann kommt das schon oft vor.

Mit einer eigenen Produktion, aber auch schon allein mit einem eigenen Laden, gibt es Momente, in denen man denkt, man kann einfach nicht mehr. Bei solchen habe ich gelernt die Situation, die man eh nicht mehr ändern kann, einfach zu akzeptieren und statt unnötiger Energie zu verschwenden sich direkt zu überlegen, wie man darauf möglichst gut reagieren kann. Also sich nicht runter ziehen zu lasen! Und Humor haben (das war auch nicht von Anfang an so)!

Vielen Dank dir für das nette Interview, lieber Markus!

 

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