Instagrammer Eskimo Nico Interview Fräulein Anker Hamburg Instagram less political

 

Letzte Woche habe ich mich auf einen Kaffee mit dem zweiten Interviewpartner dieser Reihe getroffen und erneut gemerkt, wie unglaublich spannend es sein kann, neue Menschen kennenzulernen. Über die Person hinter dem sehr erfolgreichen Instagram-Account Eskimo wusste ich vor unserer ersten realen Begegnung nämlich recht wenig. Und das, obwohl ich diesem Menschen auf meinem Lieblingsnetzwerk schon länger folge und täglich seine Meisterwerke dort bestaune. Da hat auch einiges Suchen bei Google nicht viel mehr hervorgebracht als den Vornamen: Nico. Mit diesem wenigen Wissen und ganz vielen Fragen gewappnet, habe ich mich schließlich zum less political in die Schanze aufgemacht. Was dann folgte, war eine sehr nette Stunde in der Sonne samt Cappuccino und einem offenen Gespräch über Hamburg, Instagram-Tricks, Neid und den Communitygedanken. Aber lest selbst.

 

Wer ist der Mensch, der hinter dem Instagram-Account „Eskimo“ steckt?

Der Mensch bin ich, Nico. Ich selbst komme gebürtig aus Bremen und bin vor knapp drei Jahren der Liebe wegen nach Hamburg gezogen. Da ich aber nach wie vor noch in Bremen arbeite, pendle ich zwischen den zwei Städten. Von Haus aus bin ich Sozialpädagoge und mein Job ist es, Inklusionsprojekte zu konzipieren und auszuführen. Ich arbeite für einen Träger in der Behindertenhilfe, also mache nichts mit Medien oder so. Und ja, Instagram kam bei mir so auf, als die App vor fünfeinhalb Jahren gestartet hat. Da habe ich mir Instagram installiert und erst eigentlich nur Quatschkram gemacht. Hier ein Foto von den tollen neuen Turnschuhen und da ein Selfie, dann Filter rauf geklatscht – toll – und hochgeladen. Ich habe Instagram damals also gar nicht so genutzt, wie ich es heute tue. Als ich damals dann aber nach Hamburg gezogen bin, habe ich angefangen die App anders zu nutzen, nämlich zu gucken, was denn in Hamburg so geht, wo man hingehen kann. Dabei habe ich Leute entdeckt, deren Fotos mir ganz gut gefallen haben, und war deswegen dann auch mal auf einem Instameet. Bei dem Treffen habe ich dann das Ganze erst so richtig verstanden, Instagram an und für sich, Hashtags und vor allem diese Community, die dahinter steckt. Tom, Thomas und den Riadh habe ich dort ebenfalls kennengelernt. Mit ihnen reise ich viel und betreibe den gemeinsamen Account Hansegang. Durch das Verstehen von Instagram und den Kontakt zu dem Teil der Community habe ich mein Verhalten bezogen auf die App sehr geändert…

 

Hast du dann alles, was vorher war, gelöscht?

Nein.

Oh, dann muss ich da mal runterscrollen!

Nein. (Lacht) Ganz schlimm! Man fragt mich öfters, ob ich die alten Bilder noch habe und ja, das gehört irgendwie dazu. Dann kann man meine Entwicklung sehen. Ich weiß, dass viele diese Bilder löschen würden, um einen einheitlichen Feed zu haben, aber hey, wer macht sich die Mühe und scrollt 1.400 Bilder runter? (Habe ich natürlich direkt gemacht nach unserem Treffen.) Das machen wir nur untereinander manchmal, um uns gegenseitig zu foppen.

 

Und wieso „Eskimo“? Also, wieso der Name?

Ich habe damals einen Song gehört, als ich mich angemeldet habe bei Instagram. Ein Song von Tom Liwa und der heißt „Eskimo“. Das Wort ausgeschrieben fand ich ganz schön. Ich weiß auch, man sagt heutzutage eigentlich „Inuit“, das darf ich mir auch oft mal anhören (Lacht), aber ich mag das Wort. Es sieht einfach ganz gut aus und den Song habe ich damals oft gehört und mag ihn auch. Ist sehr schön, musst du dir mal anhören.

 

Instagramer Eskimo Nico Interview Fräulein Anker Hamburg Instagram less political auf einen kaffee mit cappucino

 

Auf deinen Instagram-Bildern sieht man, dass du immer sehr viel unterwegs bist, auf Reisen. Was ist denn deine bisherige Lieblingsstadt?

Von Instagram aus betrachtet oder so persönlich? Beides vielleicht, ne?

Beides gerne.

Persönlich ist es, glaube ich, New York. Die Stadt hat mich bei meinem einzigen Besuch vor ein paar Jahren schon ziemlich geflasht. Seitdem habe ich ein sehr großes Verlangen, wieder dort hinzufahren. Damals war ich aber auch noch nicht so aktiv auf Instagram. Ich glaube, wenn ich jetzt hinfliegen würde, würde ich die Stadt komplett fotografisch auseinandernehmen. Und Instagrammäßig: Lissabon. Lissabon fand ich einfach großartig, das ist ne wunder-, wunder-, wunderschöne Stadt. Ich mag die Menschen und das Flair, wobei man merkt, dass es dort auch immer mehr touristischer wird. Aber es ist wunderschön dort und die Farben… Für Fotografie einfach toll!

 

Fotografierst du denn auch mal so mit der Kamera oder nur mit dem iPhone?

Ne, iPhone only. Ich selber habe gar keine Kamera. Der Tomte hat aber eine und die haben wir jetzt zweimal auf Reisen mitgenommen, um das Ganze mal filmisch festzuhalten. Klar, da habe ich es mal ein wenig ausprobiert, aber war völlig überfordert damit. (Lacht) Ich kann gut mit dem iPhone fotografieren, aber mit der Kamera… Das sind mir zu viele Knöpfe. Wenn mich Leute aber fragen „Boah, hast du das nicht mit einer Kamera gemacht?“, dann ist das für mich das beste Lob, was ich für meine iPhone-Bilder bekommen kann.

 

Instagram Eskimo Nico Interview Fräulein Anker Hamburg Instagram less political auf einen kaffee mit

 

Was würdest du sagen, wie viel Zeit brauchst du circa dafür, ein gutes Motiv zu finden und im Verhältnis dazu, wie viel Zeit kostet das Nachbearbeiten? Du nutzt dafür dann wahrscheinlich irgendwelche Apps, oder?

Ja genau, die Bilder sind bearbeitet, aber alles auf dem iPhone selbst natürlich. Das sind drei Apps, die ich da benutze: SKRWT um die Bilder ein bisschen gerade zu machen, Snapseed und VSCO. Und dann raus damit. Mehr ist es auch gar nicht. Ich glaube, mehr würde mich auch überfordern. Vor dem Fotografieren gucken wir viel im Internet, ganz klassisch bei der Googlebildersuche. Dann hol ich mir manchmal in der Bibliothek einen Reiseführer und suche mir meine Spots raus bzw. gucke dann auch bei Instagram über die Ortssuche, was andere Instagramer dort gemacht haben und inspiriere mich. Zeit geht dafür dann ähnlich darauf, wie man so eine Reise halt plant. Vor Ort ist es dann so, dass wir am ersten Tag eine Begehung machen und praktisch wirklich alles angucken. Wo liegen die Spots? Wie weit liegen die auseinander und wie weit sind sie von unserer Unterkunft entfernt? Und stellen dann am nächsten Tag den Wecker auf 5 Uhr morgens und ziehen los.

 

Ah, das ist dann also auch das Geheimnis hinter den leeren Plätzen auf deinen Bildern?

Ja, deswegen brauchen wir am ersten Tag auch die Begehung. Damit wir vorab eine gute Route fertigstellen und es am Ende nicht schon zu grell ist. Bis 9 Uhr geht es dann meist noch und dann gehen wir halt frühstücken. Da guckt man dann auch, was man so drauf hat, was so geht und fängt vielleicht schon mal ein bisschen an zu bearbeiten. Aber meist ziehen wir dann auch wieder los, die Stadt angucken. Klar – wir machen auch nachmittags nett Fotos, so ist es nicht. Aber so die richtig klasse Bilder entstehen halt morgens. Und abends beim Sonnenuntergang, auf den warten wir oft gemeinsam.

 

Wir haben ja vorhin über deine Liebingsstadt geredet. Was ist denn dein Lieblingsplatz hier in Hamburg? Wo bist du gerne? Auch gerne wieder aus Instagram und persönlicher Sicht.

Aus persönlicher Sicht bin ich, glaube ich, ganz gerne in der Schanze und das Treppenviertel finde ich auch wunderschön. Und aus fotografischer Sicht ist die Speicherstadt sehr reizend. Das kennt man zwar alles schon und ist eigentlich für viele bereits eher langweilig, aber ich find es immer wieder total spannend, diese Architektur und alles… Also fototechnisch bin ich am liebsten in der Speicherstadt in Hamburg unterwegs.

 

Und zum Kaffeetrinken?

Am allerliebsten hier, im less political. Ich mag die Atmosphäre total.

 

 

Instagram Eskimo Nico Interview Fräulein Anker

 

Was ist das Schönsten an Instagram für dich?

Das Schönste für mich an Instagram ist dieser Communitygedanke. Sprich, dass ich so viele Menschen über Instagram kennengelernt habe, die ich sonst ohne die App nie kennengelernt hätte und das auch generationsübergreifend. Ich kann auch mit Anfang Zwanzigjährigen abhängen und die denken nicht „Oh der alte Mann“, weil wir alle einfach so einen gleichen Bezugspunkt haben durch diese App. Auch dass ich, behaupte ich mal, in jede größere Stadt fahren kann und irgendwo immer pennen könnte, weil ich so viele Menschen kennengelernt habe. Und durch das Folgen bekommt man ja auch einen Eindruck von Menschen. Das ist einfach klasse! Auch wenn ich auf Reisen bin, nützt mir, dass ich durch Instagram Menschen in Städten wie Amsterdam kenne oder anschreiben kann. Diese Locals treffe ich dann und bekomme Ecken gezeigt, die ich so als normaler Tourist/ Reisender niemals gesehen hätte. Als wir letztes Jahr in Amerika waren, haben wir jemanden in Los Angeles getroffen, dem folge ich seit ich bei Instagram bin. Seine Fotos sind eigentlich gar nicht mehr so meins, aber ihn dann mal persönlich zu treffen, als ich in Los Angeles war, fand ich super – ein total schöner Moment.

 

Also es geht dir weniger um die Followerzahlen, die Anzahl der Herzen etc., sondern vielmehr um das Menschliche?

Natürlich das Menschliche ist für mich immer ganz oben. Aber ich glaube, wir sind alle bei so einer Social Media App, weil wir natürlich auch alle diese Anerkennung und das drum rum wollen. Kann mir niemand erzählen, dass einem dann die Follower-/ Likezahlen komplett egal sind. Vielleicht bei einigen, die alle paar Wochen mal was hochladen, aber wenn du regelmäßig dabei bist, freust du dich natürlich über steigende Zahlen und Bestätigung. Aber es ist nicht so, dass es mich komplett fertigmacht, wenn ich nicht so und so viele Likes bekomme. Das führe ich aber auch darauf zurück, dass ich einfach noch einen Job nebenbei habe, der mich gut erdet und Instagram nicht hauptberuflich betreibe. Ich muss auch sagen, dass man natürlich schnell abheben kann, aber für mich gibt es einfach durch den Job und so noch eine komplett reale Welt und nicht nur diese „Filterwelt“.

 

Okay und nach dem Schönsten eben, was ist denn das Schlimmste oder das Nervigste?

(Nach einer kurzen Pause) Ich glaube das ist der Neid. Bestimmt ist das auch übertragbar auf Blogger oder andere Dinge. Manchmal gibt es Neider und Dinge werden erzählt, die nicht der Realität entsprechen. Für mich ist das Credo einfach immer: Ich kuratiere meine eigene Timeline und wenn mir was nicht gefällt, scrolle ich einfach weiter. Wenn Leute irgendwelche blöden Kommentare unter Bilder schreiben, finde ich das anstrengend und nervig. Jeder soll machen, worauf er Bock hat. Irgendwas zu diskreditieren, finde ich arg schlimm. Natürlich kann einem etwas nicht gefallen, aber dann scrollt man einfach weiter. Ich finde, es ist auch etwas anderes, wenn mir meine Freunde, meine Jungs, Feedback geben. Wir kennen uns ja persönlich. Aber wenn jemand Fremdes Bullshit schreibt… Damit habe ich ein Problem.

Stimmt, „leben und leben lassen“ denke ich auch oft!

 

Um auf die Zahlen zu Instagram nochmal zurückzukommen: Ich habe immer das Gefühl, es ist von ganz vielen Faktoren abhängig, wie viele Leute ein Bild überhaupt erreicht. Es gibt ja auch häufig diese Diskussionen über den „Instagram Algorithmus“ und das einem nicht mehr alle Bilder angezeigt werden. Was würdest du sagen, auf was achtest du so? Auf Uhrzeiten?

Das ist ja dieses Mysterium für das ja alle, die bei Instagram sind, versuchen den Schlüssel irgendwie umdrehen zu können. Aber das ist ganz schwierig. Also, ich habe schon so meine Zeiten, zu denen ich Bilder poste, weil ich das Gefühl habe, dass es gut funktioniert. Nach einem halben Jahr sind es dann aber schnell wieder komplett andere Zeiten. Das ist so wechselhaft bei mir. Es ist auch so, dass ich eine bestimmte Anzahl an Followern im Ausland habe und die zu gewissen Uhrzeiten besser erreiche. Da achte ich schon drauf. Ansonsten, wie gesagt, es sind viele Faktoren. Es gibt ja auch so minimalistische Bilder, wenn ich die hochladen würde, würde das gar nicht ankommen. Die Leute, die mir folgen, folgen mir ja aus einen bestimmten Grund: Weil sie meine Bildsprache mögen. Das merke ich auch. Als ich vor ein paar Monaten in Berchtesgaden war und ganz viel Naturkrams hochgeladen habe, kam das überhaupt nicht an. (Lacht) Ich fand die zwar mega, aber die Bildsprache war nicht das, was meine Follower sehen wollten. Aber ja, ich versuche mich auch davon nicht eingrenzen zu lassen. Wenn ich da Bock drauf habe, dann haue ich die Bilder halt raus.

 

Instagramer Eskimo Nico Interview Fräulein Anker

 

Okay, das war jetzt eigentlich meine letzte Frage, aber ich würde gerne noch wissen, gibt es etwas, das du anderen Leuten gerne noch mitgeben würdest? In Hinblick auf Instagram oder gerne einfach auch generell?

Hm, also eigentlich ist das für mich das, worüber wir eben schon geredet haben: Einfach mal locker bleiben. Locker bleiben und einfach diese 10 Prozent, die haten, ignorieren. Es wäre schön, wenn es bei Instagram bei diesem Ursprung bleiben würde, dem „Community first“-Gedanken. Das würde ich mir wünschen. Und ansonsten: Tut euch zusammen! Das ist das Beste, was man machen kann, sich mit anderen Instagramern zusammen zu tun. So wie ich das mit den Jungs auch mache. Das macht so viel Spaß und man pusht sich dadurch einfach gegenseitig. Das ist so schön, wenn wir unterwegs sind, dann ist da kein Neid, sondern ganz im Gegenteil. Dann sagt einer „Ey Nico, guck mal hier um die Ecke, da ist genau was für dich“ oder halt umgekehrt „Mach mal eher so in der Bearbeitung oder vielleicht so“. Das ist ja das Schöne, wenn man sich gegenseitig berät und füreinander da ist.

 

Danke dir für das nette Interview!